Man kann
niemandem seine privaten Kontakte vorwerfen. Das gilt auch für Klaus Bauer, der
für die Freien Wähler im Goldkronacher Stadtrat sitzt und für die CSU als
Landrat kandidiert. Auf seiner Webseite präsentiert er sich als „bürgernah,
kompetent, heimatverbunden“. Über sein politisches Weltbild und seine
programmatischen Vorstellungen darüber, was er als Landrat zu tun gedenkt,
schreibt er nichts. Ist vielleicht auch unnötig, weil im Landkreis Bayreuth
auch ein Besenstiel gute Chancen hat,
gewählt zu werden, wenn er nur CSU-schwarz daherkommt. Und daß er ein weites
politisches Herz hat, sieht man schon an der Selbstverständlichkeit, mit der
als Freier-Wähler-Stadtrat für die CSU kandidiert.
Nach Thüringen, wo die CSU-Schwesterpartei
CDU am 5. Februar 2020 zusammen mit FDP und AFD den FDP-Landtagsabgeordneten
Kemmerich zum Ministerpräsidenten gewählt hat, wird es aber schon interessant
zu erfahren, welche politischen Einstellungen einen Kandidaten für ein
politisches Amt leiten, das für den Landkreis so wichtig ist wie kein anderes.
Und wenn er dazu selber nichts sagt, darf der Herr Klaus Bauer sich nicht
wundern, wenn man mal sein privates Umfeld ansieht und auf einen offenbar recht
intensiven Kontakt zu dem oberfränkischen AFD-Prominenten Gerd Kögler stößt.
Der ist Vorsitzender des AFD-Kreisverbandes Hochfranken und war bei der letzten
Landtagswahl 2018 Kandidat auf der oberfränkischen AFD-Liste. Dieses Jahr ist
er Spitzenkandidat der AFD für die Kreistagswahl im Wahlkreis Wunsiedel. Mit
ihm bläst der Herr Bauer bei den Kirchenlamitzer Turmbläsern. Da fragt man sich
schon, wenn man sonst nichts weiß, ob diese innige heimatliche Verbundenheit
sich nur aufs Turmblasen beschränkt oder auch politisch abfärbt. Es wäre schon
zu begrüßen, wenn der Herr Bauer mal bekannt machen würde, wie er sich selbst
politisch positioniert, auch im Verhältnis zur AFD.
Samstag, 22. Februar 2020
Samstag, 15. Februar 2020
Leute, wählt Frauen
Wer immer noch geglaubt hat, die seit Beginn der aktuellen
Stadtratsperiode anhaltenden wütenden Angriffe einer testosterongesteuerten Männerclique
namens „Gestaltungsmehrheit“ auf die Oberbürgermeisterin hätten nichts mit
patriarchalischem Dominanzverhalten zu tun, sollte es ab sofort besser wissen;
denn bei der diesjährigen Haushaltsberatung wurde neben der Oberbürgermeisterin
auch Frau
Urte Kelm, Referentin für das Bauwesen, persönlich angegriffen. Von
persönlichen Angriffen auf männliche Referenten war im Bericht des NK nicht die
Rede. Was da auf psychologischer Ebene abläuft, könnte wahrscheinlich nur eine
wissenschaftliche Arbeit über „die Massenpsychologie männlicher beleidigter
Leberwürste“ klären. Beleidigt sind sie wohl, weil eine Frau es im Jahr 2012 gewagt
hat, einem der ihren diesen tollen Job wegzuschnappen, der doch sowieso nur den
„großen Fraktionen“ zustünde, also vormals SPD oder CSU. Begründet wurde die
Kritik an der Oberbürgermeisterin wieder einmal damit, daß sie dem Stadtrat
alle möglichen Investitionen zur Entscheidung vorgelegt hatte, nicht nur eine
Vorauswahl mit finanziell zu bewältigenden. Eine solche Vorauswahl zu fordern
ist, als würde ein Mann verlangen, kastriert zu werden. Auch die Kritik an Frau
Kelm erwies sich als substanzlos.
Begünstigt wird dieses
irrationale männliche Dominanzverhalten, weil im aktuellen Stadtrat nur neun
Frauen mit 35 Männern auskommen müssen. Da ist Widerstand aussichtslos. Man muß
aber die Oberbürgermeisterin bewundern, die diesen Machos mit stoischer Ruhe
begegnet. Das verheerende Mißverhältnis von 9 : 35 muß am 15.3.2020, wenn der
neue Stadtrat gewählt wird, deshalb dringend beseitigt werden. Die Gelegenheit
ist günstig, weil diesmal eine reine Frauenliste antritt, die in erstaunlich
kurzer Zeit genügend Unterschriften dafür gesammelt hat. Schon das deutet
darauf hin, daß auch andere es für dringend halten, die Männerdominanz zu
beenden.
„Im
Populationsvergleich agieren Frauen im Vergleich zu Männern genauer,
sachbezogener und pragmatischer“
(Kotrschal, Kurt Univ.prof.. Mensch: Woher wir kommen, wer wir sind, wohin
wir gehen (German Edition) . Christian Brandstätter Verlag.) Schon wegen
dieser im Buch gut begründeten These muß man einen mindestens zur Hälfte mit
Frauen besetzten Stadtrat nicht fürchten, sondern angesichts der gegenwärtigen
Männerkatastrophe geradezu herbeisehnen. Die Stadt braucht in den bereits laufenden
Umbruchzeiten keine Menschen, die in ihren alten Erfahrungen, Gewohnheiten,
Vorurteilen und Ideologien so sehr versunken sind, daß sie allem Neuen so
feindselig und ängstlich gegenüber stehen wie der Frosch, der seinen kleinen
Tümpel nie verlassen wird. Wer soll denn den Radentscheid umsetzen? Männer wie
Helmut Parzen, der mir regelmäßig aufgefallen ist, weil er noch jede Entscheidung
pro Radverkehr geradezu hasserfüllt zu verhindern suchte? Womit er nie alleine
blieb? Über die Autos verfügen noch immer in der Regel die Männer. Schon das
disqualifiziert sie, wenn es um die dringend notwendige Änderung des
Mobilitätsverhaltens pro Umweltverbund geht (Zu-Fuss-Gehen, Radfahren,
Busfahren); denn wenn es um Mobilität geht, dann rufen sie nach dem Bau von
Straßen. Es geht aber darum, den städtischen Raum wieder den Autos wegzunehmen
und den Menschen zurückzugeben. Und wer soll Bayreuth endlich
kinderfreundlicher, sozialer und ökologischer gestalten? Der spätpubertäre Männerzirkus
kannte immer nur das eine Ziel: Bauen, Bauen, Bauen. Im Mittelpunkt des
Geschehens stand nach der Fertigstellung des Richard-Wagner-Museum sogleich das
FriedrichsForum. Der von den „Gestaltern“ betriebene Neubau der Graserschule
sollte die Interessen der Bayreuther Privilegierten bedienen, war also ein
antisoziales Projekt. Es geht aber um die Verwandlung der Stadt in eine soziale
und ökologiegerechte Umwelt, in der nicht mehr das Bauen von Prestigeobjekten
im Vordergrund steht, sondern die sozialen Beziehungen der Menschen
untereinander und mit der Natur. Kein Projekt für geistig alte Machomänner.
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