Donnerstag, 3. Oktober 2019

RIZ – die nächste große Geldverschwendung


Wie sehr die Bayreuther Grünen mit ihrer Entscheidung richtig liegen, das Regionale Gründer- und Innovationszentrum (RIZ) abzulehnen, begreift man schnell, wenn man sich damit etwas näher befasst. Es beginnt schon damit, daß die ökologische Dimension von den Projektbetreibern völlig außen vor gelassen wird. Das Wort „Ökologie“ wird weder von der „Initiative pro RIZ“ (http://riz-bayreuth.de/) gebraucht noch von Frau Dr. Beermann von der Stabsabteilung für Entrepreneurship und Innovation an der Universität Bayreuth, die in einem Interview mit dem Magazin der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag (https://www.herzkammer.bayern/04/bayreuth/interview-dr-petra-beermann?ref=11356), begründet, warum es das RIZ brauche. In Zeiten, in denen die weltbedrohende Klimaerhitzung endlich selbst im Mainstream wahrgenommen wird, geht das gar nicht.

 In einem ausführlichen Artikel über Startups schreibt die taz am 1.5.2018 (<https://taz.de/Arbeitsbedingungen-bei-Start-Ups/!5499407/>): „Start-ups versprechen eine schöne neue Arbeitswelt. Doch die meisten Jung-Unternehmen sind ausbeuterisch und arbeitnehmerfeindlich“ und schildert diese soziale Schieflage sehr vieler dieser Kleinstunternehmen auch ausführlich. Wer selber schon einmal selbständig unterwegs war, weiß von dieser Selbstausbeutung einiges zu berichten, von den vielen Berichten über die gängige Ausbeutung von Mitarbeitern in Kleinstunternehmen gar nicht zu reden. Auch davon ist bei pro RIZ und Frau Dr. Beermann nicht die Rede.

Der Spiegel schreibt am 22.11.2016: Lange stiegen die Bewertungen vieler deutscher Start-ups in immer atemberaubendere Höhen. Doch nun mehren sich die Anzeichen für eine Krise. Ist das Ende des Hypes erreicht?“ (https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/start-ups-hype-um-gruenderszene-verdeckt-ihre-wahre-lage-a-1121623.html). Warum das so sein dürfte, sieht man an den Fakten über Beschäftigung und Umsatz. Im Jahr 2016 erzielten 20,1 % der Startups keinen Umsatz, 22,6 % einen Umsatz von 1000 bis 25.000 €, 8,1 % einen von 25.000 bis 50.000 € und 16,4 % einen von 50.000 bis 150.000 €. Nur knapp 10 % kamen über die 1-Millionen-Grenze. Genaue Zahlen über die Zahl der Beschäftigten in Startups gibt es nicht. In den deutschen Kleinstunternehmen, zu denen die Startups in der Regel gehören, sind lt. Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Partei der Linken (https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Parlamentarische-Anfragen/2018/19-1496.pdf?__blob=publicationFile&v=4) knapp 30 % der Beschäftigten tätig. Das klingt hoch, wird aber relativiert dadurch, daß die Startups nur wiederum einen Teil dieser Kleinstunternehmen ausmachen und durch die bereits angesprochenen Ausbeutungsverhältnisse. Der Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg dieser Republik ist so lächerlich gering, daß man angesichts des Hochjubelns des RIZ durch die politische Schickeria Bayreuths einen Lachanfall bekommt. Vollends absurd wird dieses Hochjubeln, wenn man liest, daß nur 12,5 % der Startups aus einer Universität ausgegründet werden, während 87,5 % der Startups unabhängig oder anderweitig gegründet werden.

Es ist wirklich deprimierend, als Bayreuther und bayerischer Steuerzahler mitansehen zu müssen, wie  Stadtrat und Oberbürgermeisterin drauf und dran sind, für dieses absurde Projekt 16 Millionen € Baukosten und jährliche städtische Kosten von 290.000 € zum Fenster rauszuwerfen. Zur gleichen Zeit, da darüber entschieden werden wird, bezieht ein weitaus zukunftsfesteres, sozialeres und ökologischeres Projekt,  das Transitionhaus, sein neues Domizil in der Schulstrasse, ohne groß gefördert zu werden. Beides zusammen betrachtet, ist das ein politischer Skandal.

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